ZKB Förderpreis

Die PreisträgerInnen 2015

Preisverleihung 2015 im Lido mit Stadtpräsidentin Corine Mauch, Abigail Browde von der Gruppe 600 HIGHWAYMEN, Dr. János Blum, Mitglied des Bankpräsidiums der Zürcher Kantonalbank, dem Leitungsteam des Theater Spektakels, Delphine Lyner, Sandro Lunin und  Veit Kälin, sowie Jurymitgliedern und Gästen.


Im Rahmen des Zürcher Theater Spektakels wurden der ZKB Förderpreis sowie der ZKB Anerkennungspreis von der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch und Dr. János Blum, Mitglied des Bankpräsidiums der Zürcher Kantonalbank, verliehen. Nach langen, kontroversen und bis in die frühen Morgenstunden geführten Diskussionen hat die Jury entschieden: Der mit 30 000 Franken dotierte ZKB Förderpreis geht an die Gruppe 600 HIGHWAYMEN aus Brooklyn für ihre Produktion «Employee of the Year». «Werden wir uns an dieses Stück erinnern, wenn wir 60 sind?» fragt die Jury in ihrer Begründung, einen Satz aus dem Stück aufnehmend. Ihre Antwort: «Höchstwahrscheinlich ja. Das Bild der fünf starken, jungen Mädchen hat sich tief in unser Gedächtnis eingeprägt.» Überzeugt hat die Jury insbesondere «die klaren künstlerischen Entscheidungen, die Ehrlichkeit und die Fähigkeit, das Publikum in Bann zu ziehen».


Via Skype an der Preisverleihung dabei: Mallika Taneja, die für ihr engagiertes und witziges Short Piece «Thoda Dhyan Se (Be careful)» den ZKB Anerkennungspreises 2015 erhielt.


Der mit 5000 Franken dotierte ZKB Anerkennungspreis geht an die indische Performerin und Schauspielerin Mallika Taneja für ihr Short Piece «Thoda Dhyan Se (Be careful)». Die Jury lobte die sehr wirkungsvolle, engagierte und gleichzeitig witzige Art und Weise, mit der die junge Künstlerin in ihrer Performance die verheerenden gutgemeinten Verhaltensregeln an Frauen, wie sie sich gegen Vergewaltigung schützen können, auf den Punkt bringt.

Medienmitteilung mit Begründung der Jury

Nominationskriterien und Preise

ZKB Förderpreis CHF 30'000.-

Der Förderpreis versteht sich als Auszeichnung für eine Gruppe, einen Einzelkünstler oder eine Einzelkünstlerin aus den Bereichen Theater, Tanztheater oder Performancekunst, der/die einen innovativen und unverwechselbaren Umgang mit neuen Theaterformen pflegt. Der Preis ist dazu bestimmt, eine Gruppe oder einzelne ihrer Mitglieder bei einer geplanten Arbeit zu unterstützen. Er wird einer Aufführung zugesprochen, deren Uraufführung nicht länger als zwei Jahre zurückliegt und die das freie Theaterschaffen auf besondere Weise repräsentiert. Der Förderpreis ist mit 30'000 Franken dotiert.
Neben dem Preisgeld erhalten die Preisträger eine Bronzeskulptur des Zürcher Künstlers Max Grüter, die «das Kulturengagement der Zürcher Kantonalbank symbolisiert».

Die Festivalleitung nominiert aus dem Programm des Zürcher Theater Spektakels fünf bis sieben Produktionen, die den genannten Kriterien entsprechen. Bevorzugt werden Produktionen von KünstlerInnen, deren Arbeit noch nicht auf allgemeine Anerkennung stösst. Frühere Gewinner des Preises sind von einer erneuten Nominierung ausgeschlossen.

ZKB Anerkennungspreis CHF 5000.-

Der Anerkennungspreis erlaubt eine zusätzliche Würdigung oder Förderung eines der Nominierten. Er wird einer Gruppe, einem Einzelkünstler oder einer Einzelkünstlerin für eine ausserordentliche Leistung verliehen, zum Beispiel im Bereich Choreografie, Dramaturgie, Publikumseinbezug oder Schauspielkunst. Der Anerkennungspreis ist mit 5000 Franken dotiert.

Seit der Lancierung des Programmschwerpunktes «Short Pieces» 2012 sind jeweils alle in diesem Rahmen gezeigten Produktionen für den Anerkennungspreis nominiert, sofern die KünstlerInnen nicht bereits einmal PreisträgerInnen des Förderpreises oder des Anerkennungspreises waren.

Jury 2015

Eine unabhängige Jury, bestehend aus fünf Fachpersonen, entscheidet über die Vergabe der Preise. Die Jury wird von der Festivalleitung bestimmt und von einem ihrer Mitglieder präsidiert. Diese Person übt kein Stimmrecht aus. Die Beratungen der Jury sind nicht öffentlich; begründet wird lediglich der Entscheid für die ausgezeichnete Produktion. Die Jury gibt ihre Entscheide am Samstag vor Festivalende im Rahmen einer Preisverleihungsfeier bekannt. Die Mitglieder der Jury 2015 sind:

Mohammad Al Attar DAMASKUS
(*1980). Theaterautor und Dramaturg. Er studierte englische Literatur und Theaterwissenschaften an der Universität Damaskus und vervollständigte seine Ausbildung in Drama am Goldsmiths, University of London. Seit 2007 hat er acht Theaterstücke veröffentlicht, die in Damaskus, aber auch in London, New York, Berlin, Brüssel, Edinburgh und weiteren grossen Städten aufgeführt wurden. Mohammad Al Attar schreibt regelmässig für Zeitschriften und Magazine, in jüngster Zeit vornehmlich über den Aufstand in Syrien, und ist ein gefragter Kommentator. Daneben führt er seine Theaterprojekte weiter, bei denen er mit Minderheiten und gesellschaftlichen Randgruppen arbeitet. Eben hat er zusammen mit Omar Aboussada (Jury 2012) mit einer Gruppe von syrischen Flüchtlingsfrauen eine international beachtete Inszenierung von «Antigone» realisiert.

Nicoleta Esinencu CHIŞINĂU
(*1978). Theaterautorin und Regisseurin. Seit dem Abschluss ihres Studiums in Drama und Theater spielt Nicoleta Esinencu als Autorin, Regisseurin und Entwicklerin von Performanceprojekten eine aktive Rolle in der Theaterszene Osteuropas und in ihrer Heimat, der Republik Moldau. 2005 führte ihr Stück «FUCK YOU, Eu.ro.Pa!», das im Reader zum rumänischen Pavillon der Biennale in Venedig veröffentlicht wurde, zu internationalem Aufsehen. Sie ist Mitbegründerin und Leiterin des 2010 eröffneten Offspace Teatru Spălătorie in Chisinau. Ihre Theaterstücke werden in ganz Europa aufgeführt, unter anderem war 2014 am HAU Hebbel am Ufer in Berlin ihr Stück «Dear Moldova, can we kiss just a little bit?» zu sehen. | www.spalatorie.md

Daniel Hellmann ZÜRICH
(*1985) Tanz- und Theaterschaffender, Sänger und Performer. Er studierte Philosophie, klassischen Gesang sowie Theater und Performance in Zürich, Lausanne und Bern. Nach diversen Opernproduktionen gründete er 2012 die interdisziplinäre 3art3 Company. Für das erste Projekt «K.», eine Zusammenarbeit mit dem Choreografen Quan Bui Ngoc, gewann er verschiedene Preise. In jüngster Zeit entstanden der Musiktheaterabend «Nach Lampedusa — Wandererfantasien» zum Asylwesen in der Schweiz und die interaktive Performance «Full Service». Im Juni 2015 hatte seine Solo-Performance «Traumboy » Premiere in der Gessnerallee Zürich im Rahmen der Zürcher Festspiele. Daniel Hellmanns Stücke wurden an verschiedenen Theatern und Festivals gezeigt. | www.daniel-hellmann.com

Myriam Prongué BERN
(*1960) Sie studierte Slawistik, allgemeine Linguistik und Geschichte in Bern, Lublin und Prag. In den Neunziger-Jahren war sie bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia mitverantwortlich für das Kulturaustauschprogramm mit den Ländern Mittel- und Osteuropas. Von 2003 bis 2014 war sie Co-Leiterin des Schlachthaus Theater Bern. Daneben gehörte sie demVorstand des Festivals Belluard/Bollwerk in Freiburg an. Seit März 2014 leitet sie den Bereich Theater bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. | www.pro-helvetia.ch

Makiko Yamaguchi TOKIO
(*1965) Nach dem Jurastudium und einem Abstecher ins Bankwesen, begann sie, im internationalen Kulturbereich zu arbeiten. AmGoethe- Institut in Tokio und im Japanischen Kulturinstitut in Köln war sie für den Austausch zwischen der Theater- und Tanzszene Japans und der deutschsprachigen Länder zuständig. 2011 wurde sie von der Kulturstiftung der Stadt Tokio beauftragt, ein internationales Netzwerk im Kunst- und Kulturbereich aufzubauen. Seit Mai 2015 ist sie im Asia Center der Japan Foundation unter anderem verantwortlich für die Förderung der Zusammenarbeit innerhalb Asiens im Bereich Performing Arts durch TPAM (Performing Arts Meeting in Yokohama). | www.tpam.or.jp
 

Die Idee

Es war im Vorfeld des Zürcher Theater Spektakels 1996, als der im Sommer 2009 allzu früh verstorbene Theatermann Markus Luchsinger, Mitglied der Festivalleitung von 1990 bis 2001, mit der Idee eines Förderpreises an die Zürcher Kantonalbank gelangte. Keine ehrende Anerkennung für ein Lebenswerk, keine Würdigung vollbrachter Leistungen sollte es sein. Sondern ein Förderpreis, mit dem die Produktion einer jungen, innovativen, noch unbekannten Gruppe oder eines Einzelkünstlers aus dem Festivalprogramm ausgezeichnet werden sollte. Der Preis würde jährlich im Rahmen des Festivals verliehen werden und müsste so hoch dotiert sein, dass er einen substanziellen Beitrag zu einer weiteren Produktion der Preisträger darstellte. Kurz: Es sollte ein Preis sein, der über den Tag hinaus Wirkung hat.

Die Idee fand bei den Verantwortlichen der ZKB offene Ohren, entsprach ein solcher Preis doch in geradezu idealer Weise den Grundgedanken des nachhaltigen kulturellen Engagements dieser Bank, die bereits seit mehreren Jahren das Festival als einer der drei Hauptsponsoren unterstützte. Unbürokratisch wurden Nominationskriterien und das Prozedere von Jurierung und Preisverleihung diskutiert und festgelegt, und noch im selben Jahr konnte der damals mit 20'000 (heute 30'000) Franken dotierte ZKB Förderpreis von einer hochkarätigen Fachjury erstmals verliehen werden.

Heute blicken wir mit Freude, Dankbarkeit und auch etwas Stolz zurück. Da ist zum einen die Kontinuität: Ein derart langfristiges Engagement im Kulturbereich, wie es der ZKB Förderpreis darstellt, ist alles andere als selbstverständlich und ermöglicht es der Festivalleitung, im Bereich Nachwuchsförderung eine über das aktuelle Festival hinausreichende Perspektive zu entwickeln.
Da ist zum anderen die Nachhaltigkeit: Die Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger belegt eindrücklich, dass der dem Preis zugrunde liegende Fördergedanke Früchte getragen hat: Ob Stefan Pucher, 400asa, Sarah Michelson, The Living Dance Studio oder Young Jean Lee – sie alle haben das Vertrauen in ihre innovative Kraft gerechtfertigt und beeindruckten auch mit ihren Folgearbeiten. Davon konnte sich auch das Publikum überzeugen: Von den meisten dieser als förderungswürdig erachteten Künstlerinnen und Künstlern war an einem der nächsten Festivals eine weitere Produktion zu sehen.
Und da ist zum Dritten die Wirkung: Die Schaffung des Förderpreises hat zur Profilierung des Festivalprogramms beigetragen, hat sich doch der Vermerk «Nominiert für den ZKB Förderpreis» im Laufe der Jahre als eigentliches Label für spannende eigenständige Nachwuchs-Produktionen etabliert, das die Aufmerksamkeit eines interessierten Publikums auf die Arbeiten dieser noch unbekannten Künstler und Künstlerinnen lenkt. Schenken Sie also den nominierten Produktionen ein ganz besonderes Augenmerk. Sie verdienen es.

Nominationen ZKB Förderpreis 2015

Firma für Zwischenbereiche SCHWEIZ:
The Camouflage Project
Nominationsvideo

600 HIGHWAYMEN
USA:
Employee of the Year
Nominationsvideo

Hillel Kogan
ISRAEL: We Love Arabs
Nominationsvideo

Eko Supriyanto & EkosDance Company

INDONESIEN: Cry Jailolo
Nominationsvideo

Alice Ripoll
BRASILIEN: Suave
Nominationsvideo

 

 

 

Nominationen Anerkennungspreis 2015

Choy Ka Fai SINGAPUR, INDONESIEN:
SoftMachine: Rianto

Alexandre Paulikevitch
LIBANON:
Elgha'

Ja Ha Koo
SÜDKOREA, NIEDERLANDE:
Lolling and Rolling

Venuri Perera SRI LANKA: Traitriot

Victoriya Myronyuk UKRAINE, BELGIEN:
Spells for a Foreign Groom

Cie. Désir Collectif
BURKINA FASO:
LEGS seule en scène

Mallika Taneja INDIEN: Thoda Dhyan Se (Be careful)

Dana Michel KANADA:
Uncanny Valley Stuff

 

 

Bisherige Preisträger

2014
Förderpreis:
Flinntheater, Deutschland, Indien: Shilpa – The Indian Singer App
Anerkennungspreis:
Geumhyung Jeong, Korea: CPR Practice

2013
Förderpreis:
Luis Biasotto, Argentinien: África
Anerkennungspreis: Eisa Jocson, Philippinen: Macho Dancer

2012
Förderpreis:
Arco Renz & Amrita Performing Arts, Kambodscha: Crack
Anerkennungspreis
: Naoko Tanaka, Japan, Deutschland: Die Scheinwerferin

2011
Förderpreis
: Lagatijas tiradas al sol, Mexico: El Rumor del Incendio
Anerkennungspreis
: Aly Sobhy und Omar Mostafa, Ägypten, für ihren Beitrag zu «Lessons in Revolting» von Laila Soliman & Ruud Gielens

Frühere PreisträgerInnen
Eine vollständige Übersicht über die Preisträger 1996-2014 finden Sie hier